Ivos Victor erblickte 1891 oder 92 in Chiopee Falls (Massachusetts, USA) das Licht der Welt. Es wurde in eine Zeit geboren in der diese Ausgeburt des Herrn Dunlop, Luftreifen genannt, in rasendem Tempo begann die Welt zu erobern. Innerhalb von 4-5 Jahren haben diese dicken Gummiwürste, oder Puddingreifen wie sie von meinen Zeitgenossen auch verspottet wurden, den guten alten Vollgummireifen ganz von der Bildfläche verdrängt
Der cushion tire – auch Polster- oder Kissenreifen genannt – bot einen 3. Weg zwischen Vollgummi- und Luftreifen. Ein zentraler Hohlraum sollte ihn komfortabel federn aber trotzdem pannensicher machen.
Der mit 50% vom Fahrradpreis extrem teure Luftreifen dagegen mußte sehr sorgfältig gepflegt werden. Das ging soweit daß dem, Fahrer extra entwickelte Reifenbürsten und Nagelabstreifer ans Herz gelegt wurden
Cushion Tires wurden speziell in den U.S. A. (Bei Victor 1891/92) nur kurze Zeit verwendet bevor sie durch die Luftbereifung verdrängt wurden. Dementsprechend selten sind sie noch zu finden.
Zurück zum Victor: Auffällig ist die Lagerung der Tretlagerachse in zwei separaten Bowns Aeolus Lagern und nicht in einem eignen Tretlagergehäuse. Diese Art der Aufhängung entspricht noch derjenigen des Hochrads. Bei den Lagern handelt sich um Konfektionsware aus England die auch bei vielen deutschen Hochrädern verwendet wurde.
Die ungewöhnliche Hinterradbremse wirkt über einen Löffel auf das Hinterrad. Betätigt wird sie über eine Umlenkung und zwei Drähte die quer über das Rahmendreieck führen. So taucht diese Bremse schon 1888 in den Victor Katalogen auf.
Im Gegensatz zur altertümlich wirkenden Rahmenbauweise ist die Konstruktion der Laufräder recht modern. Statt wie bei den meisten Safetys der Zeit werden die Speichen nicht in der Nabe verschraubt sondern sind wie heute in der Nabe eingehängt. Dies und die Verwendung von Speichennippeln erleichtert den Speichenwechsel erheblich.
Ivos Victor ist ein klassischer Fall von Sammlerfrevel. Viele, noch im originalen Nickel erhaltene Teile wie die Naben, Bremse ,Speichen im Originallack und Nickel zeigen in welchem Traumzustand das Rad gewesen sein muss bevor der Vorbesitzer begann ettliche Teile neu zu verchromen (anstatt zu vernickeln) und den Rahmen zu lackieren. Die Verchromung wurde zwischenzeitlich wieder rückgängig gemacht.

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