Hintersteuer- Dreiräder wurden anfangs (z.B. Meteor, Starley & Sutten 1881) ohne Differenzial, also ohne durchgehende Achse- speziell für nicht so sportliche oder ältere Herren, aber auch gern für Damen genutzt, da man dort bequem von vorn auf- und absteigen konnte und der Damenrock nicht so stört, wie bei einem Cripper. Ausserdem kann man auf einem Hintersteuerer bequem Gepäck transportieren, wodurch ein solches Fahrzeug auch als Nutz- Fahrrad (z.B. für städtische Fotografen u.ä.) gesehen werden kann. Die Rädergrösse (48″) entsprach der damaligen Hochrad- Mode und wäre technisch nicht erforderlich, weil ja eine Übersetzung vorhanden ist. Bequemer fahren kann man damit aber auf jeden Fall.
Der Differenzialantrieb macht das Fahren (und Bremsen!) deutlich sicherer, weil automatisch immer beide grossen Räder angetrieben bzw. gebremst werden. Das Aufsteigen ist nun allerdings wegen der durchgehenden Achse von hinten vorgesehen, was gut funktioniert, aber eine Benutzung von Damen mit Röcken erschwert. Also ein Dreirad für Männer.
Der starre Antrieb wirkt neben der Bandbremse als 2. Bremse. Zur Lenkung wird ein Handgriff gedreht, welcher mittels einer Zahnstange die Hinterradgabel steuert. Fahren im flachen Gelände, Lenken und Anhalten ist ganz einfach und ungefährlich. Nur bergauf kann man Probleme bekommen, wenn man den Berg nicht schafft und das Dreirad droht, rückwärts zu rollen. Dann hilft nur: Die Bandbremse anziehen, schnell nach vorn abspringen und das Dreirad festhalten.
Mit weiterer Einführung der vorderen Lenkung (ab ca. 1885) wurden Dreiräder einfacher bedienbar und lösten schnell die Hintersteuerer ab. Lediglich für Transportfahrräder wurde die Bauart Hintersteuerer noch bis ca. 1890 gefertigt. Ein echter Dinosaurier der Fahrradwelt.
Zu den Bildern:
Teile im Auto: so kam der jämmerliche Rest bei Frank im Sept. 2011 an. Das Foto mit den vielen Leuten zeigt den Zustand im Herbst 2011 mit der Ahnung, es könnte was werden aus dem Schrott 😉
Mit der kleinen Transportkiste (aus US- Armeebestand) auf dem Gepäckträger bekommt das Dreirad einen etwas praktischeren Wert und man wirkt nicht so elitär/noblig auf dem Ding. Man kann ja auch keinen Einkaufsbeutel an den Lenker hängen…
Kommentar verfassen